Einmal, als Orlanth und seine Brüder noch klein waren und keinerlei Anzeichen ihrer göttlichen Fähigkeiten zeigten, waren sie allein in einem Fichtenhain, denn ihr Vater und ihre Mütter waren anderswo beschäftigt.

Damals kamen einige Riesen zu ihnen. Sie waren den Kindern feindlich gesinnt, denn ihr Vater hatte die Riesen beleidigt. Die Riesen verschwendeten keine Zeit und ergriffen die Kinder und brachten sie in den Wandelnden Wald. Dieser Wald, der manchmal auch als Marschforst bezeichnet wird, bestand aus Pflanzen, die keine Wurzel besaßen und stattdessen umherzogen. Zu jener Zeit bewegten sich manchmal sogar die Berge, sodass es keine festen Wege und Pfade gab.

Diese Riesen waren Genert, der Herr der Erde; Kalt, der Erneuernde Gott; Lodril, der Herr des Feuers; Magasta, der Seeriese; Dehore, der Bewahrer der Dunkelheit und einige andere, deren Namen man heute nicht mehr kennt. Die Riesen waren die Onkel der Kindergötter, die sie deshalb trotz ihres Hasses nicht töten durften. Stattessen beschlossen sie, die Kinder zu vernichten ohne dafür direkt verantwortlich zu sein.

Sie erzählten ihnen, dass sie Prüfungen vorbereitet hätten, die sie zu echten Göttern machen würden. In Wahrheit aber brachten sie die Kinder an verschiedene entsetzliche Orte, die sie nicht verstehen konnten, und setzten sie dort aus. Sie hofften, dass die Kinder und ihre Gegner dort sich gegenseitig zerstören würden, wodurch sich die Zahl ihrer Feinde verringert hätte.

Vase showing the initiation of Orlanth and each pitSie nahmen Vadrus, warfen ihn in den Tiefbrunnen und klappten den Deckel zu. Sie waren sicher, dass er ertrinken würde, denn das Element des Wassers hat keine Verbindung zur Luft.

Sie nahmen Urox und warfen ihn in das Tiergehege. Sie waren sicher, dass die hungrigen Tiere ihn verspeisen würden.

Sie nahmen den Anderen und stürzten ihn in die Sexgrube. Sie waren sicher, dass die Dämonen dort ihn in den Wahnsinn treiben würden.

Sie nahmen Humakt und warfen ihn in die Kampfgrube. Sie waren sicher, dass er bei den dortigen entsetzlichen Kämpfen vernichtet werden würde.

Sie nahmen Orlanth und brachten ihn zu den Fremden Göttern. Die Riesen waren sicher, dass diese fremden Mächte den jüngsten der Brüder zerstören würden.

Die Onkel begaben sich zu ihrer Halle, und bereiteten ein großes Fest vor, um ihren Sieg zu feiern.
Aber Vadrus rührte den Brunnen so schnell, das die Götter in ihm zu einer Wassermasse wurden, und Vadrus entkam durch die Ritzen im Deckel des Brunnens.

Urox stellte sich den wilden Fleischfressern und flüchtete nicht, sondern zerstampfte sie mit seinen blutigen Hufen. Daraufhin brach er das Gehegen nieder und ließ die Tiere frei.

Der Andere Bruder versagte und wurde durch die Dämonen wahnsinnig.

Humakt kannte bereits jeden in der Kampfgrube, und sie konnten sich ihm nicht wiedersetzen. Sie wurden alle entwaffnet oder ergaben sich, und Humakt kletterte über ihre Waffen aus der Grube

Orlanth stritt sich zuerst mit den Fremden Göttern, aber einige von ihnen waren freundlich. Zusammen mit Orlanth heckten sie einen Plan aus und entkamen so dem Gefängnis der Fremden Götter.

Die erfolgreichen Brüder trafen sich, und Orlanth drängte sie dazu, dem Bruder, der versagt hatte, zu helfen. Sie bildeten den Bruderring und stellten sich um die Sexgrube herum auf. Dort sangen und beteten sie, und nach einigen Anstrengungen kam er zu ihnen heraus, und die Brüder taten ihr Bestes um ihn zu heilen.

Dann gingen sie zu der großen Halle, wo ihre Onkel das Festmahl vorbereitet hatten. Die Gastgeber waren überrascht, sie zu sehen, aber sie wussten, dass sie ihre Neffen von nun an als Götter mit vollwertigen Kräften ehren müssten. Also gaben sie ein großes Fest, und seit dieser Zeit feiern alle Sturmgötter und die Sturmvölker die Initiation mit einem Siegesfest.