Die Onkel

Orlanthi-Kinder werden zu Erwachsenen durch eine formelle Inititationszeremonie, deren Details von den Clans geheim gehalten werden. Diese Rituale für die Initiation werden Nicht-Erwachsenen im Alter von 15 bis 19 Jahren angeboten. Je nach lokalem Brauch, der Verfügbarkeit der Initiierenden und anderen Umständen finden Initiationen alle fünf Jahre statt. Der Prozess beinhaltet eine Vorbereitungszeit mit Unterweisung und Ausbildung, eine Zeit, die ausschließlich mit den Initiierenden verbracht wird, eine ernsthafte Prüfung der Person und eine abschließende Zeremonie, die den Nicht-Erwachsenen zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft macht. Früher führte das Versagen bei einer gefährlichen Initiation in der Wildnis zum Tod. Bei den Sartariten zu Argraths Zeit jedoch bedeutete Versagen nur, dass das Kind ausgestoßen und geächtet wurde.

Das Erwachsensein bringt volle Pflichten und Privilegien mit sich. Die Aufnahme eines initiiertes Kindes ist die wahre Initiation, denn sie ist der Beginn des Lebens als Mitglied der Gesellschaft.

Die Initiation des Orlanth

Einmal, als Orlanth und seine Brüder noch klein waren und keinerlei Anzeichen ihrer göttlichen Fähigkeiten zeigten, waren sie allein in einem Fichtenhain, denn ihr Vater und ihre Mütter waren anderswo beschäftigt.
Damals kamen einige Riesen zu ihnen. Sie waren den Kindern feindlich gesinnt, denn ihr Vater hatte die Riesen beleidigt. Die Riesen verschwendeten keine Zeit und ergriffen die Kinder und brachten sie in den Wandelnden Wald. Dieser Wald, der manchmal auch als Marschforst bezeichnet wird, bestand aus Pflanzen, die keine Wurzel besaßen und stattdessen umherzogen. Zu jener Zeit bewegten sich manchmal sogar die Berge, sodass es keine festen Wege und Pfade gab.

Diese Riesen waren Genert, der Herr der Erde; Kalt, der Erneuernde Gott; Lodril, der Herr des Feuers; Magasta, der Seeriese; Dehore, der Bewahrer der Dunkelheit und einige andere, deren Namen man heute nicht mehr kennt. Die Riesen waren die Onkel der Kindergötter, die sie deshalb trotz ihres Hasses nicht töten durften. Stattessen beschlossen sie, die Kinder zu vernichten ohne dafür direkt verantwortlich zu sein.

Sie erzählten ihnen, dass sie Prüfungen vorbereitet hätten, die sie zu echten Göttern machen würden. In Wahrheit aber brachten sie die Kinder an verschiedene entsetzliche Orte, die sie nicht verstehen konnten, und setzten sie dort aus. Sie hofften, dass die Kinder und ihre Gegner dort sich gegenseitig zerstören würden, wodurch sich die Zahl ihrer Feinde verringert hätte.

Sie nahmen Vadrus, warfen ihn in den Tiefbrunnen und klappten den Deckel zu. Sie waren sicher, dass er ertrinken würde, denn das Element des Wassers hat keine Verbindung zur Luft.

Sie nahmen Urox und warfen ihn in das Tiergehege. Sie waren sicher, dass die hungrigen Tiere ihn verspeisen würden.

Sie nahmen den Anderen und stürzten ihn in die Sexgrube. Sie waren sicher, dass die Dämonen dort ihn in den Wahnsinn treiben würden.

Sie nahmen Humakt und warfen ihn in die Kampfgrube. Sie waren sicher, dass er bei den dortigen entsetzlichen Kämpfen vernichtet werden würde.

Sie nahmen Orlanth und brachten ihn zu den Fremden Göttern. Die Riesen waren sicher, dass diese fremden Mächte den jüngsten der Brüder zerstören würden.

Die Onkel begaben sich zu ihrer Halle, und bereiteten ein großes Fest vor, um ihren Sieg zu feiern.